Karosserierost am Saab 900 Bj. 78-93

Zunächst muß festgehalten werden, daß der Rostschutz am Saab 900 grundsätzlich gut ist - die Karosseriekonstruktion hat relativ wenige abgeschlossene Hohlräume, die ab Werk ausreichend behandelt sind. Auch der Unterboden ist gut geschützt und die verwendete Lackqualität hochwertig. Ein gepflegtes Auto wird wenig bis gar keinen Rost aufweisen - höchstens an den ganz typischen Stellen. Mit zunehmendem Alter läßt wie bei jedem anderen Fahrzeug durch Alterung die Wirkung der Hohlraumversiegelung nach, es kommt zu Durchrostungen von innen nach außen.

Ein Manko der auch im Vorbau weitgehend verschweißten Karosserie ist, daß Unfallschäden zu Rostnestern führen können. Von der Karosserie lassen sich an großen Blechteilen nur die Hauben und Türen, das Schiebedach und der Kühlerrahmen abschrauben. Alle anderen Teile sind nur durch Lösen geschweißter Verbindungen von der Karosserie zu trennen. Das gilt auch für die vorderen Kotflügel, die bei Frontschäden bei einer Verformung des Kühlerrahmens oft in Mitleidenschaft gezogen werden - auch auf der dem Aufprall abgewandten Seite. Das gleiche gilt für die Aufnahmen der vorderen Stoßstangen. Wenn die Aufprallenergie nicht mehr von der Stoßstange aufgefangen werden kann, knicken die Aufnahmen ab. An diesen beiden Punkten kann man übrigens ein in Frage kommendes Fahrzeug auch am einfachsten auf Vorschäden untersuchen.

Kritische Punkte:


1). Die Radläufe des vorderen Kotflügels, die mit einem Kunststoffradlauf
abgedeckt sind, können von innen nach außen durchrosten, was man im
fortgeschrittenem Stadium von außen leicht sieht. Das Anfangsstadium kann man bei
offener Motorhaube von innen kontrollieren. Aber aufgepaßt: Die an dieser Stelle
innen aufgebrachte braune Hohlraumversiegelung kann zum Teil wie Rost aussehen
- wenn sie sich blättrig ablöst sollte sie dringend aufgefrischt werden. Der
Kunststoffradlauf selbst ist wesentlich aufwändiger als es auf den ersten
Blick scheinen mag - er hat einen Kern aus dünnem Federstahl und ist innen mit
Hohlraumwachs gefüllt. Das soll Eindringen von Feuchtigkeit und Entstehen von
Kantenrost von außen verhindern. Wellige und gebrochene Teile sollte man
ersetzen, zumal die nicht teuer sind (ca. 25 Euro / Stück).


2) Weiter hat es gerne Kantenrost an den Blechdomen, an denen die
Vorderradaufhängung befestigt ist, hier ist die Schweißnahtabdichtung mangelhaft.

3) Unter und hinter der Batterie wütet durch austretende Batteriesäure auch
manchmal die braune Pest - alternativ hier steht gerne ein "Ölsumpf", der
zwar Korrosion verhindert, aber auch kein Ausweis guter Pflege ist.

4) Unter dem Scheibenwaschbehälter kann es durch verstopfte Ablauflöcher und
stehende Feuchtigkeit bei undichtem Behälter oder Schlauchanschlüssen zu
Durchrostungen kommen.


5) Ein Saab-Klassiker sind Durchrostungen im Bereich des
Antriebswellentunnels, das kam auch schon gerne bei den Modellen 96 und 99 vor.

6) Wenn der Längsträger vom Antriebswellentunnel in Richtung Fahrgastzelle
und der Fahrgastzellenboden um diesen Träger herum sehr stark befallen sind,
steht das Auto vor dem Exitus. Das kommt gelegentlich bei den ersten
Modelljahren bis etwa 1983 vor. Vorsicht ist angebracht bei Reparaturschweißungen in
diesem Bereich. Die Bleche sind hier recht dick (> 1mm) und eine wirklich
fachgerechte Instandsetzung bedeutet aufwändiges Heraustrennen des verrosteten
Teils und Einsetzen frischen, gleich dicken Blechs. Wegen der auf der Oberseite
(im Fußraum der Frontpassagiere) aufgebrachten Antidröhnbeschichtung ist das
eine zeitraubende und schmutzige Arbeit. Über Rostlöcher gebratene
Reparaturbleche aus dünnem 0,7er Karosserieblech sind eher Kosmetik und lösen das
Problem nicht wirklich.

7) Die Schweißnähte des sehr stabilen Querträgers unter dem Kühler
zerbröseln bei manchen Exemplaren an der Stelle, wo die Frontschürze angeschraubt ist.
Auch die zwei nach hinten führenden Schweißnähte werden betroffen.


8) Die Türen rosten notorisch gerne an den Unterkanten, weil die
Wasserabläufe verstopfen. Das ist meistens der erste Punkt, an dem die braune Pest
wütet. Rost kann den Innenrahmen der Tür betreffen (im Bild Nr. II) sowie den
Bereich, in dem das Außentürblech angefalzt ist (im Bild Nr. I). Türrost ist
recht häufig und sagt nicht so viel über die Pflege des Wagens aus als vielmehr
über Alter und Einsatzbedingungen.

9) Auch an Heckklappe (CombiCoupé) und Kofferraumdeckel (Sedan) kommen
Durchrostungen wegen verstopfter Ablauflöcher oder wegen unsachgemäß befestigter
Spoiler vor.

10) Die hinteren Radläufe werden wie die vorderen von Rost befallen, hier
jedoch insbesondere, wenn einer der Vorbesitzer im Parkhaus damit hängen
geblieben ist. Bei den dann erforderlichen Richtarbeiten wird der Korrosionsschutz
oft nicht oder nicht gut genug nachgearbeitet.

11) Auch der Übergang vom hinteren Radlauf zum Schweller kann von Rost
betroffen sein.

12) Unter dem Kofferraumboden in der Reserveradmulde kommt es auch
gelegentlich zu nicht serienmäßigen Löchern. Es betrifft die quer verlaufende
Schweißnaht (durch schlechte Abdichtung) oder die Ecken der Reserveradmulde (durch
Wassereinbrüche).

13) Auch die Motorhaube kann rosten, insbesondere an den Seiten hinten im
Bereich der Motorhaubenauflage - oder punktuell an der Vorderkante. Rost tritt
entweder als Durchrostung von innen nach außen auf und an der Vorderkante
auch flächig von außen als Folge von Steinschlag. Der Rost von innen ist eine
Folge mangelhaften Korrosionsschutzes ab Werk. Motorhaubenrost tritt unabhängig
vom restlichen Zustand des Autos auf, es gibt rostfreie Exemplare mit
seitlichen Durchrostungen der Motorhaube und vollkommen vergammelte Fahrzeuge mit
rostfreier Haube.


14) Von den mechanischen Teilen haben nur die Hinterachsen bei Autos früher
Baujahre mehr oder weniger tiefe Anrostungen - meistens noch im kosmetischen
Bereich. Hier blättert die Lackierung ab, der Stahl liegt ungeschützt. Alle
anderen Längs- und Querlenker haben in der Regel höchstens leichten
Oberflächenrost.

Viele Grüße Hartmut Lehmann